»Ein unwiderstehliches, traumhaft schönes Melodram, verführerisch und bitter, zärtlich und rauh... „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ feiert die Widerstandskraft von Frauen, die auf der Unabhängigkeit ihres Denkens bestehen, selbst wenn ihre Träume an einer patriarchalen Gesellschaft zu ersticken drohen.«
THE HOLLYWOOD REPORTER
» Die fieberhaften, tropischen Bilder, der große erzählerische Bogen und die überragenden Hauptdarstellerinnen machen den Film zum wunderbaren, tief bewegenden Kinoerlebnis: Ein Film, nach dem Sie unbedingt Ihre eigenen Geschwister umarmen und ganz lange festhalten wollen. Es lebe das Kino!«
THE LONDON ECONOMIC

 

"Die vielen Talente der Schwestern Gusmão" ist bei Suhrkamp erschienen.

DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO | EIN FILM VON KARIM AÏNOUZ | Film Kinofinder

Rio de Janeiro, 1950. Die unzertrennlichen Schwestern Eurídice und Guida sind voller Träume: Eurídice will Konzertpianistin werden, Guida träumt von Liebe und Freiheit. Doch die Enge ihres konservativen Elternhauses und die traditionellen Vorstellungen ihres Vaters Manoel lassen keinen Platz für solche Sehnsüchte. Gute Ehefrauen und Mütter – einen anderen Weg kann sich Manoel nicht vorstellen für seine Töchter. Doch Guida will sich nicht fügen. Unsterblich verliebt in den Seemann Yorgos, geht sie mit ihm heimlich nach Griechenland.

Als Guida Monate später zurückkehrt, verlassen und schwanger, weist ihr Manoel die Tür. Er lässt sie glauben, Eurídice sei zum Klavierstudium nach Wien gegangen und wolle keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester. Guidas Briefe an Eurídice lässt er verschwinden. So leben die Schwestern über Jahre in Rio, ohne voneinander zu wissen. Jede kämpft für sich voller Leidenschaft darum, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu haben. Eurídice verfolgt ihren Traum der Musikkarriere auch dann gegen alle Widerstände weiter, als sie längst verheiratet und Mutter ist, während Guida und ihr Sohn bei der Nachbarin Filomena langsam so etwas wie eine neue Familie nden. Was Eurídice und Guida Kraft gibt, ist ihre tiefe Liebe und die unauslöschliche Hoffnung, sich eines Tages wiederzufinden.

„Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ist inspiriert vom Roman „Die vielen Talente der Schwestern Gusmão“ (A Vida Invisível de Eurídice Gusmão) von Martha Batalha. In den Hauptrollen begeistern die beiden Kino-Newcomerinnen Carol Duarte und Julia Stockler (ausgezeichnet als beste Schauspielerinnen in Valladolid), zum weiteren Ensemble gehören Gregorio Duvivier, Bárbara Santos und die Grande Dame des brasilianischen Kinos, Fernanda Montenegro. Für ihre betörenden Bilder wurde die Kamerafrau Hélène Louvart (LAZZARO FELICE) mit der Golden Camera 2019 ausgezeichnet, die Editorin Heike Parplies (TONI ERDMANN) gewann in Mar del Plata den Preis für den besten Schnitt. Bei seiner Uraufführung in der Sektion Un Certain Regard auf dem Festival de Cannes wurde „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ mit dem Hauptpreis als bester Film ausgezeichnet, zu den weiteren Filmpreisen zähen u.a. der Regiepreis für Karim Aïnouz in Valladolid und die Nominierung als brasilianische Oscar-Einreichung.

 

Der Film ist inspiriert vom Roman „Die vielen Talente der Schwestern Gusmão“ (A Vida Invisível de Eurídice Gusmão) von Martha Batalha. Ich war tief bewegt, als ich das Buch entdeckte. Es rührte an höchst lebendige Erinnerungen aus meinem eigenen Leben. Ich wuchs im konservativen brasilianischen Nordosten der 60er Jahre auf, in einer Familie, in der die Frauen in der Mehrzahl waren – eine matriarchale Familie in einem hochgradig männlich-chauvinistischen Umfeld. Die Männer hatten sich entweder aus dem Staub gemacht oder sie waren oft abwesend. In einer patriarchalen Kultur hatte ich die großartige Möglichkeit, Teil einer Familie zu sein, in der die Frauen die Show bestimmten – sie hatten die Hauptrollen.

Was mich dazu bewegte, den Roman von Martha Batalha fürs Kino zu adaptieren, war der Wunsch, die vielen unsichtbaren Leben sichtbar zu machen, wie die meiner Großmutter, meiner Tanten und so vieler anderer Fauen in dieser Zeit. Ihre Geschichten wurden noch nicht ausreichend erzählt, weder in der Literatur noch in den Geschichtsbüchern noch im Kino. Wie haben sich Frauen in den 50er Jahren verhalten, wenn sie zum ersten Mal Sex mit ihrem frisch gebackenen Ehemann hatten? Wie haben sie es angestellt, nicht schwanger zu werden, bevor die Mittel der Empfängnisverhütung verfügbar waren? Wie konnte eine alleinerziehende Mutter ihr Kind in einem Umfeld durchbringen und behüten, das sie auf so schreckliche Weise ausschloss? Wir können solche Fragen nicht als gegeben voraussetzen. Die Herausforderung besteht darin, sie von einem intimen, persönlichen Standpunkt aus anzugehen – und das tut der Roman auf eine brilliante Weise.
Das Melodram ist mit dem Aufkommen der Telenovelas im brasilianischen Fernsehen verwässert und zu einem heiklen Genre geworden. Und doch bewegen sie jeden Tag Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern und beweisen, dass das Melodram eine große Kraft haben kann. In meinem Film habe ich versucht, das Melodram als eine radikale ästhetische Strategie zu einzusetzen, um eine soziale Kritik unserer Zeit zu umreißen – gleichzeitig visuell strahlend und tragisch, prachtvoll und rau. Ich wollte eine Geschichte erzählen, das ein unsichtbares Kapitel der Geschichte der Frauen zum Leuchten bringt.

Ich wollte eine Geschichte von Solidarität erzählen, davon, dass wir zusammen viel stärker sind als vereinzelt, egal wie unterschiedlich wir auch sein mögen. Ich stellte mir für „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ einen Film voller leuchtender Farben vor, mit einer Kamera, die dicht an den Figuren ist und mit ihnen lebt. Einen Film voller Sinnlichkeit, Musik, Drama, Tränen, Schweiß und Mascara, aber auch einen Film, der Härte, Gewalt und Sex in sich trägt; ein Film, der sich nicht davor fürchtet, sentimental zu sein, bigger than life, und der dem Herzschlag meiner beiden Hauptfiguren folgt: Guida und Eurídice.

— Karim Aïnouz

 

Zur Zeit leider keine Einsätze!

»Ein unwiderstehliches, traumhaft schönes Melodram, verführerisch und bitter, zärtlich und rauh… „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ feiert die Widerstandskraft von Frauen, die auf der Unabhängigkeit ihres Denkens bestehen, selbst wenn ihre Träume an einer patriarchalen Gesellschaft zu ersticken drohen.«

THE HOLLYWOOD REPORTER

»Die fieberhaften, tropischen Bilder, der große erzählerische Bogen und die überragenden Hauptdarstellerinnen machen den Film zum wunderbaren, tief bewegenden Kinoerlebnis: Ein Film, nach dem Sie unbedingt Ihre eigenen Geschwister umarmen und ganz lange festhalten wollen. Es lebe das Kino!«

THE LONDON ECONOMIC

»Eine herzzerreißende Geschichte, ein Tagtraum, gesättigt von Klängen, Musik und Farben… Große Emotion, erzählt mit äußerster Aufrichtigkeit, ein berauschender sti-listischer Exzess: In diesem Film der großen emotionalen Gesten ist der Reichtum an Bildern und Klängen völlig angemessen. Carol Duarte und Julia Stockler spielen ihre großen, komplexen Figuren mit mitreißender Lebendigkeit und Hingabe. Und Hélène Louvarts Bilder sind ein einziges Wunder.«

FILMSTARTS.DE

»Wundern Sie sich nicht, wenn sie noch Stunden nach dem Film Tränen in den Augen haben. „Tropisches Melodram“ trifft ebenso auf die ungestümen, schillernden Heldinnen wie auf die Flora und Fauna zu, die in ihrer Überfülle in die Menschen eingegangen zu sein scheint. Die Briefe der Schwestern sind eines der schönsten Elemente: Es ist ihr Getrennt-Sein, das den Film so berührend macht. Die leuchtende Farbpalette, die wunderschönen Bilder, Kostüme und musikalischen Kompositionen und Klänge, das herzzerreißende Ende mit Fernanda Montenegro, der Grande Dame des brasilianischen Kinos: Dieser Film ist unbedingt Oscar-würdig.«

SOUNDS AND COLOURS

»Ein überwältigendes, zutiefst menschliches Melodram… Carol Duarte ist in ihrem mitreißenden, warmen Spiel ein Höhepunkt, und die Kamerafrau Hélène Louvart beweist mit der unmittelbaren Natürlichkeit und der makellosen Komposition ihrer Bilder einmal mehr ihre Meisterschaft.«

THE PLAYLIST

»Karim Aïnouz feiert mit seinem überbordenden „tropischen Melodram“ eine triumphale Rückkehr zum Erzählkino... Der Film strotzt vor Leben und ist dennoch voller Subtilität und Nuancen. Indem er die Geschichte der beiden Schwestern erzählt, behandelt er komplexe Themen wie Familie und Freundschaft, Liebe und Loyalität. Die Inszenierung ist expressiv, aber niemals reißerisch. Die Szene im Restaurant, in der die Schwestern sich fast begegnen und dann doch verpassen, ist mit unaufdringlicher Brillanz komponiert, rhythmisiert und montiert.«

SIGHT & SOUND

»Pulsierend, relevant, meisterhaft erzählt… Ein dramatisches Epos, in dem das Vergehen von Jahren oder das Eintreten tiefgreifender Veränderungen durch eine einzige Dialogzeile oder einen perfekt gesetzten Schnitt sichtbar werden.«

THE GATE

»Ein furioser, herzzerreißender Film… Und für den Schluss halten Sie besser ein Taschentuch bereit. Das schwirrende Rio-Setting, die vibrierende Farbpalette, Hélène Louvarts warme, präzise Bilder – all das korrespondiert mit dem Selbstbewusstsein und der unauflöslichen inneren Verbindung der Schwestern.«

SCREEN DAILY

WAS WAR DER AUSLÖSER FÜR IHREN FILM?

Der Auslöser war sehr persönlich. Meine Mutter starb 2015, mit 85 Jahren. Sie war alleinerziehende Mutter, sie hatte es nie einfach im Leben. Ich hatte das Gefühl, dass eine Geschichte wie die ihre und die so vieler anderer Frauen ihrer Generation viel zu selten erzählt worden sind. Diese Frauen waren auf gewisse Weise unsichtbar. Zu dieser Zeit gab mir mein Produzent Rodrigo Teixeira den Roman “Die vielen Talente der Schwestern Gusmão” zu lesen. Ich fühlte mich der Geschichte und ihren Figuren sofort sehr nahe. Sie erinnerten mich an meine Mutter, ihre Schwester und eine Menge anderer Frauen aus meiner Familie.
Es war wie eine Rückkehr zu meinem ersten Film, der ein Portrait meiner Großmutter und ihrer vier Schwestern war, eine Hommage an diese Frauen, ein Dokumentarfilm über ihre Freude und ihren Schmerz, über die Solidarität zwischen ihnen. Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, sie erneut zu porträtieren, aber dieses Mal in der Form eines Melodramas.

WELCHE BEZIEHUNG HABEN SIE ZUM GENRE DES MELODRAMS?

Ich hatte immer Lust, ein Melodram zu machen, das für unsere Zeit relevant ist, das auf eine gewisse Weise zeitgenössisch ist. Was musste ich tun, um einen Film zu machen, der bewegend und groß wie eine Oper ist, in kräftigen, leuchtenden Farben, bigger than life? Wie konnte ich dieses Genre mit meinen eigenen Vorgaben nutzen? Das hieß: Ich wollte ein „tropisches Melodram“ machen.
Dazu war es nötig, einige Merkmale des klassischen Melodrams aufzubrechen, z.B. das Prüde, das dem amerikanischen Melodram anhaftet, oder das Fehlen von Ironie. Fassbinder war dabei eine große Inspiration, natürlich auch Douglas Sirk, ebenso die Filme des portugiesischen Regisseurs João Pedro Rodrigues, dessen Werk ich sehr liebe. Ich habe in der Vorbereitung mit vielen Frauen gesprochen, die in dieser Zeit gelebt haben, die jetzt 80 Jahre oder älter sind. Man muss sich das vorstellen: Nie einen nackten Mann gesehen zu haben, dann kommt die Hochzeitsnacht, der nackte Körper, der Sex... Es war sehr wichtig, in einer Szene wie der Hochzeitsnacht von Eurídice und Antenor auch eine gewisse physische Grausamkeit zu haben, etwas, was es im klassischen amerikanischen Melodram nicht gibt.

WIE WÜRDEN SIE IHRE ARBEITSMETHODE UND DIE ATMOSPHÄRE AM SET BESCHREIBEN?

Ich weiß nicht, ob man das wirklich eine Arbeitsmethode nennen kann. Aber es gibt ein paar Abläufe, eine Art zu arbeiten, die sich mit der Zeit und den Filmen, die ich gemacht habe, entwickelt hat. Das hat zum Beispiel mit meiner Gewohnheit zu tun, sehr früh am Set zu sein, dort eine Weile alleine zu verbringen und mir die Szene an diesem konkreten Ort vorzustellen. Dieser Moment, allein am Set zu sein, bevor alle anderen kommen, ist für mich oft entscheidend, um den Weg präzise vorgeben zu können.
Ein anderer Punkt ist, dass ich es mag, die Schauspieler mit ihren Rollennamen anzusprechen. Das hilft mir, in den Film einzutauchen, und es schafft eine gewisse Magie, eine Distanz zur realen Welt da draußen – als ob es nur die Schauspieler und mich dort gäbe, im gemeinsamen Spielen, und sonst niemanden. Das Benutzen von Mobiltelefonen ist für die Schauspieler und den Großteil der Crew absolut tabu, von Anfang bis Ende des Drehtags. Es zerstört den Zauber und die Konzentration.
Wenn wir von Konzentration sprechen: Das war die wesentliche Signatur der Arbeit mit der Kamerafrau Hélène Louvart. Es war das erste Mal, dass wir zusammen arbeiteten, und es war ein wunderbarer Austausch. Sie bringt Präzision und Poesie zusammen, was ziemlich einzigartig ist. Es war mein erster Film, den ich digital gedreht habe, und die Herausforderung bestand für uns darin, das Geheimnisvolle in einem Format zu bewahren, das dazu gemacht ist, nah an der Realität zu sein. Und Eleganz zu vermeiden. Es gibt nichts Langweiligeres als Eleganz.

WIE HABEN SIE MIT DEN SCHAUSPIELERINNEN UND SCHAUSPIELERN GEARBEITET?

Es war ein Glück, mit diesem wunderbaren Ensemble zu arbeiten. Sie waren alle unterschiedlich, aus verschiedenen Generationen, mit verschiedenen schauspielerischen Ansätzen – die Herausforderung lag darin, eine gemeinsame Tonalität zu erreichen, die gleiche Schwingung. Es hat mich viel Zeit gekostet, sie zu finden, aber als ich das Ensemble zusammen hatte, haben wir wie ein Theaterensemble zu proben begonnen. Am Anfang haben wir nicht die Szenen geprobt, sondern das, was vor oder nach den Szenen passierte. Es war sehr körperlich. Und dann improvisierten wir die Szenen. Ich machte mir Notizen und passte den Dialog an, wo es sinnvoll war.
Das war eine sehr starke Erfahrung, nicht nur während der Vorbereitung, sondern auch während des Drehs. Man steht ständig unter Spannung, man muss Zufälle und Fehler annehmen, man muss sehr präsent und aufmerksam dem gegenüber sein, was die Schauspieler machen, was sie anbieten, und dann muss man sehr präzise sein und das auswählen, was sich für die Szene richtig anfühlt. Man muss dort und mit ihnen sein – und nur dort und mit ihnen. Alles sollte sich in jedem Moment lebendig anfühlen.

IHRE BEIDEN HAUPTDARSTELLERINNEN SIND RELATIVE NEWCOMERINNEN IM KINO, FERNANDA MONTENEGRO EINE LEGENDE.

Ich denke, letztlich geht es immer um Vertrauen und Experimentieren – und der Intuition zu folgen, was Ton und Rhythmus angeht. Die Schauspieler und ich müssen uns vertrauen, da wir auf eine Entdeckungsreise gehen. Es ist so, wie ich mir das Komponieren von Musik vorstelle.
Julia Stockler und Carol Duarte sind jung, voller Energie und sehr offen dafür, ins Risiko zu gehen und mit verschiedenen Möglichkeiten zu experimentieren, eine Szene zu spielen. Ich beginne immer von einem Standpunkt aus, an dem ich nicht sicher bin. Dann probieren wir verschiedene Dinge, um den richtigen Ton zu finden. Es geht viel um Suchen, um Nicht-Wissen, um Improvisieren. Es war dann ein unglaubliches Glück, mit Fernanda Montenegro zu arbeiten – einer der brillantesten, vieleicht der brillantesten brasilianischen Schauspielerin aller Zeiten. Es war nicht nur so, dass damit ein Traum für mich in Erfüllung ging, sondern es war auch ein wunderbarer Lernprozess und eine große Herausforderung. Fernanda ist 90 Jahre alt, aber sie hat mehr Energie als eine Achtzehnjährige. Es machte großen Spaß, mit ihr zu arbeiten – sie hatte niemals Angst und sie war immer auf der Suche.

Ich denke, letztlich geht es immer um Vertrauen und Experimentieren – und der Intuition zu folgen, was Ton und Rhythmus angeht. Die Schauspieler und ich müssen uns vertrauen, da wir auf eine Entdeckungsreise gehen. Es ist so, wie ich mir das Komponieren von Musik vorstelle.

WAS HABEN SIE BEIM MACHEN DIESES FILMS GELERNT?

Jeder Film ist für mich eine neue Erfahrung, ein neues Abenteuer, wie eine neue Liebesaffäre. Ich denke, es kommt darauf an, offen zu sein und zu verstehen, dass man mit jedem Film et- was Neues lernt – und niemals das Gefühl zu haben, zuviel zu wissen.

Ich denke, für mich war die wichtigste Lektion bei diesem Film, meinen Frieden mit der Narration zu machen. Ich hatte immer ein sehr gespanntes Verhältnis zu dem, was man „Storytelling“ nennt – als Zuschauer war ich davon angezogen, als Filmemacher hatte ich meine Zweifel. Es kam mir oft wie eine Zwangsjacke vor. Die Regeln und Parameter fühlten sich für mich oft wie eine Überwältigung an, wie eine Zähmung – als wäre unsere Imagination viel wilder und abstrakter als die Erzählung. Dieses Gefühl habe ich auf bestimme Weise immer noch.

Aber bei diesem Film habe ich mich entschieden, mich auf das klassische Format einzulassen und zu versuchen, es von innen heraus ein bisschen anzukratzen. Ich wollte es respektieren und es gleichzeitig in Frage stellen – mit der Musik, den Farben, mit einem nicht-naturalistischen Ansatz beim Schauspiel. Man kann sich mit dem Storytelling nie einfach arrangieren. Auch wenn man sich dazu entscheidet, es zu akzeptieren, muss man es in Frage stellen.

Wie kann ich das Publikum mit einer Erzählung verführen, einer fast epischen Erzählung, und die Falle der Vorhersehbarkeit vermeiden? Ich wollte in eine Welt eintauchen, die wirklich war und gleichzeitig artifiziell, exzessiv. Das war die größte Herausforderung, und sie war neu. Ich habe während der Arbeit am Film unglaublich viel gelernt und es hat großen Spaß gemacht. Wenn man mit dem Melodram arbeitet, gibt es immer eine gewisse Manipulation der Gefühle und Eindrücke der Zuschauer; es gibt den Wunsch, sie zu bewegen, sie zu Tränen zu rühren, sie die Figuren des Films nah erleben zu lassen – und das ist immer delikat. Es ist ein sehr schmaler Grat.

CAROL DUARTE | EURÍDICE

Carol Duarte begann im Theater, wo sie in mehr als 20 Stücken auftrat, u.a. in A VISITA DA VELHA SENHORA (2015, R: Celso Frateschi) und O ALVO (2015, R: Pedro Garrafa. 2017 war sie in der äußerst erfolgreichen TV-Serie A FORÇA DO QUERER zu sehen, für die sie mit dem Prêmio Contigo und dem Extra Television Award als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde. 2018 folgte O SÉTIMO GUARDIÃO, 2019 SEGUNDA CHAMADA. Für DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO, ihre erste Kinohauptrolle, wurde Carol Duarte auf dem Filmfestival in Valladolid gemeinsam mit Julia Stockler als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

JULIA STOCKLER | GUIDA

Julia Stockler studierte Schauspiel und Film in Rio de Janeiro. 2008 spielte sie in der TV-Serie DIAS CARAS, für ihre Rollen in den Kurzfilmen SOBE SOFIA (2009, R: André Mielnik) und GAYDAR (R: Felipe Cabral) wurde sie jeweils als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Zu ihren weiteren Filmen zählen die Spielfilme Amazônia Caruana (R: Tizuka Yamasaki) und MATE-ME POR FAVOR (R: Anita Rocha da Silveira). Als Autorin schrieb sie u.a. die Bühnenstücke O QUE ACONTECE QUANDO A COISA ACABA, VEM METEORO und BOA NOITE, PROFESSOR, außerdem ist sie Dozentin an der Schauspielschule O Tablado Currently. Für DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO, ihre erste Kinohauptrolle, wurde Julia Stockler auf dem Filmfestival in Valladolid gemeinsam mit Carol Duarte als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

FERNANDA MONTENEGRO | EURÍDICE

Geboren 1929 in Rio de Janeiro. Theaterengagements seit 1950, seit den 60er Jahren zunehmend Arbeiten für Fernsehen und Kino. Den größten internationalen Erfolg in ihrer vielfach preisgekrönten Karriere feierte die Grande Dame des brasilianischen Kinos mit Walter Salles‘ CENTRAL STATION (1998), für den sie u.a. mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet und für den Oscar und den Golden Globe nominiert wurde. Trotz ihres hohen Alters und inzwischen zahlreicher Auszeichnungen für ihr Lebenswerk ist Fernanda Montenegro weiterhin äußerst aktiv, außer DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO drehte sie jüngst O BEIJO NO ASFALTO (R: Murilo Benício), GHOST OF LINA BO BARDI (R: Isaac Julien), PIEDADE (R: Cláudio Assis) und O JUÍZO (R: Andrucha Waddington).

BÁRBARA SANTOS | FILOMENA

Bárbara Santos ist Schauspielerin, Theaterintendantin, Soziologin und Autorin. Gründerin des „Ma(g)dalena International Network“, eines Netzwerks feministischer Theatergruppen aus Lateinamerika, Europa, Afrika und Asien, Mitglied der deutschen Sektion des International Theatre Institute der UNESCO und u.a. Autorin des in mehrere Sprachen übersetzten “Roots and Wings: A Theory of the Praxis”. Sie arbeitete viele Jahre mit Augusto Boal, dem Gründer des „Theatre of the Oppressed“ (TO) in Rio de Janeiro. Derzeit ist Bárbara Santos künstlerische Leiterin der freien Theatergruppe KURINGA in Berlin.

GREGORIO DUVIVIER | ANTENOR

Gregorio Duvivier ist Schauspieler, Autor zahlreicher Bücher, Mitbegründer der Comedy-Gruppe Porta dos Fundos und Moderator einer eigenen Satiresendung auf HBO. Im Alter von 9 Jahren begann er mit dem Schauspielunterricht im O Tablado in Rio de Janeiro und etablierte sich schon früh als Schauspieler auf der Bühne, für Film und Fernsehen. Zu Gregorio Duviviers Kinorollen zählen PODECRER (2007, R: Arthur Fontes), APENAS O FILM (2008, R: Matheus Souza), VIDA DE BALCONISTA (2009, R: Cavi Borges, Pedro Monteiro), A MULHER INVISÍVEL (2009, R: Cláudio Torres), CHICO XAVIER (2010, R: Daniel Filho), O HIMEM DO FUTURO (2011, R: Cláudio Torres) und REFRIGERANTES E CANÇÕES DE AMOR (2016, R: Luís Galvão Teles).

KARIM AÏNOUZ | REGIE

Karim Aïnouz ist Regisseur, Autor und bildender Künstler. Als Sohn brasilianisch-algerischer Eltern wuchs er im brasilianischen Fortaleza auf. Nach dem Abschluss seines Architekturstudiums und einiger Zeit als Stadtplaner konzentrierte er sich zunehmend auf das filmische Arbeiten, zunächst mit Kurz- und Experimentalfilmen, Essays und Dokumentarfilmen. 2002 wurde sein erster Spielfilm MADAME SATA in der Sektion Un Certain Regard des Filmfestivals in Cannes uraufgeführt. Es folgten u.a. LOVE FOR SALE (2006; Internationale Filmfestspiele von Venedig – Orrizonti), I TRAVEL BECAUSE I HAVE TO, I COME BACK BECAUSE I LOVE YOU (2009, Co-Regie mit Marcelo Gomes; Venedig – Orrizonti), die Action-Serie ALICE (2008) für HBO Latin America, SONNENALLEE (2011, Sharjah Biennial 10), The Silver Cliff (2011, Festival de Cannes – Quinzaine) und DOMINGO (2014; Rio International Film Festival).

2014 war Karim Aïnouz mit PRAIA DO FUTURO im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin und mit seinem Beitrag zum von Wim Wenders initiierten 3D-Filmprojekt KATHEDRALEN DER KULTUR im Berlinale-Special vertreten. 2018 folgte der Dokumentarfilm ZENTRALFLUGHAFEN THF, der im Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin uraufgeführt und mit dem Amnesty International Film Award ausgezeichnet wurde. Als Autor arbeitete er u.a. mit Walter Salles (BEHIND THE SUN, 2001), Marcelo Gomes (CINEMA, ASPIRINS AND VULTURES, 2005) und Sergio Machado (LOWER CITY, 2005). Karim Aïnouz lebt in Berlin.

HÉLÈNE LOUVART | BILDGESTALTUNG

Geboren 1964, Kamerastudium am Louis-Lumiere Collège in Paris. Sie arbeitete u.a. mit Sandrine Veysset (Y AURA-T-IL DE LA NEIGE À NOËL, 1996), Dominique Cabrera (L’AUTRE CÔTÉ DE LA MER, 1997, R:), Marc Recha (PAU ET SON FRÈRE, 2001; PETIT INDI, 2010), Jacques Doillon (RAJA L’AFRICAINE, 2003), R: Christophe Honoré (MA MÈRE, 2004), Larry Clark (THE SMELL OF US, 2013), Agnès Varda (LES PLAGES D’AGNÈS, 2007) und Mia Hansen Love (MAYA, 2018).

Mit Alice Rohrwacher drehte sie Corpo Celeste (2011), Le meraviglie (2014) und GLÜCKLICH WIE LAZZARO, für Wim Wenders’ Oscar-nominierten Pina (2010) wurde sie mit dem Camerimage-Preis ausgezeichnet. Zu ihren weiteren Auszeichnungen zählen der Gaudí Award – Beste Kamera für PETIT INDI, die Nominierung zum Film Independent Spirit Award für Beach Rats (2017, R: Eliza Hittman), der Cinematographer Award 2012 der WIFTS Foundation 2012 und der Marburger Kamerapreis 2018.

HEIKE PARPLIES | EDITORIN

Geboren 1971 in Antwerpen, Studium der Medienwissenschaften in Marburg, anschließend Praktika und Schnittassistenzen. Heike Parplies arbeitete u.a. zusammen mit Maren Ade (DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN, 2003; ALLE ANDEREN, 2009; TONI ERDMANN; 2016), Julian Rosefeldt (AMERICAN NIGHT, 2009; MEINE HEIMAT IST EIN DUNKLES, WOLKENVERHANGENES LAND, 2011; MANIFESTO, 2017), Jessica Krummacher (TOTEM, 2011), Omer Fast (CONTINUITY, 2012) und Anna Martinez (FRÄULEIN ELSE, 2012), Madara Dislere (PARADIZE ´89, 2017) und Shirel Peleg (KISS ME BEFORE IT BLOWS UP, 2019).

Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen die Nominierung zum Film+Preis für DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN, der Film+Preis und die Nominierung zum Preis der deutschen Filmkritik 2009 für ALLE ANDEREN sowie der Deutsche Filmpreis, der Preis der deutschen Filmkritik und der Film+Preis für TONI ERDMANN.

Carol Duarte Eurídice
Julia Stockler Guida
Gregorio Duvivier Antenor
Bárbara Santos Filomena
Flávia Gusmão Ana
Maria Manoella Zélia
António Fonseca Manuel
Cristina Pereira Cecilia
Gillray Coutinho Afonso

und
Fernanda Montenegro als Eurídice

Regie Karim Aïnouz
Buch Murilo Hauser
Koautor*innen Inés Bortagaray,
Karim Aïnouz
nach dem Roman von Martha Batalha:
„DIE VIELEN TALENTE DER SCHWESTERN GUSMÃO“

BILDGESTALTUNG Hélène Louvart (AFC)
EDITORIN Heike Parplies (BFS)
SZENENBILD Rodrigo Martirena
KOSTÜMBILD Marina Franco
MASKENBILD Rosemary Paiva
REGIEASSISTENZ Nina Kopko
ORIGINALTON Laura Zimmerman
Sound Design Waldir Xavier
MISCHUNG Björn Wiese
MUSIK Benedikt Schiefer
PRODUZENTEN Rodrigo Teixeira,
Michael Weber, Viola Fügen
Executive Producers
Camilo Cavalcanti, Mariana Coelho,
Viviane Mendonça, André Novis
Cécile Tollu-Polonowski,
Associate Producer Michel Merkt

EINE PRODUKTION VON RT Features,
Pola Pandora, Sony Pictures,
Canal Brasil, NAYMAR
PRODUKTION GEFÖRDERT VON
FSA/BRDE Ancine UND
Medienboard BERLIN-BRANDENBURG

WELTVERTRIEB THE MATCH FACTORY
IM VERLEIH DER PIFFL MEDIEN
VERLEIH GEFÖRDERT VON
Medienboard BERLIN-BRANDENBURG

BRASILIEN / DEUTSCHLAND 2019
OT: A Vida Invisível de Eurídice Gusmão
139 min | 2.39:1 |Sound: 5.1

DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO | EIN FILM VON KARIM AÏNOUZ | logos
DIE SEHNSUCHT DER SCHWESTERN GUSMÃO | EIN FILM VON KARIM AÏNOUZ
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